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Friaul für Einsteiger

In Grado
In Grado

Packt Euch auch schon manchmal ein bißchen das Fernweh? Im Wissen, nicht zu wissen, in welchem Ausmaß wir heuer reisen können bzw. dürfen, durchstöberte ich vor kurzem das Archiv meiner Reisebilder und blieb bei meinem Fotos hängen, die ich über die letzten Jahre in Friaul-Julisch-Venetien gemacht hatte. Diesen Teil von Oberitalien besuche ich mit meiner Familie schon seit längerem jedes Jahr für ein paar Tage. Er ist reich an landschaftlicher und kultureller Vielfalt. Viele Menschen kennen dieses Gebiet nur von der Durchreise an die Adria oder in eine andere Region des beliebten Urlaubslandes Italien. Dabei gibt es in Friaul viele nette Dörfer, kleine Städte, interessante Sehenswürdigkeiten und wunderschöne Landstriche zu entdecken.

 

Der Blog „Verliebt in Italien“ befasst sich seit einigen Jahren mit Reiseberichten zu Italien. Elena Proksch zeigt in ihren Beiträgen verborgene Schätze, aber auch neue Blickwinkel von bekannten Sehenswürdigkeiten und gibt zahlreiche Tipps für Aufenthalte in „ihrem“ Italien. Zahlreiche Beiträge hat sie auch speziell über Friaul gestaltet und so fragte ich bei ihr an, ob sie sich für ein Interview zur Verfügung stellen würde. Thema war, welche Tipps sie denn „Friaul-Einsteigern“, also Menschen, die dieses Gebiet erst wenig kennen, so geben würde. Herausgekommen sind natürlich nicht nur Vorschläge für "Einsteiger", sondern auch eine ganze Menge an Ideen für einen Aufenthalt für Menschen, die Friaul schon kennen. Ich selber bin da ein gutes Beispiel. Mit jedem Jahr, in dem ich nach Friaul reise, zieht es mich einerseits zu manchen "Lieblingsplätzen", von denen ich glaube, sie bereits gut zu kennen und doch entdecke ich auch hier immer wieder etwas Neues und andererseits entdecke ich neue sehenswerte Plätze und habe immer noch das Gefühl, dass es auch weiterhin noch viel Interessantes zu Sehen gibt. Als "Beilage" zum Interview präsentiere ich Euch heute eine kleine Auswahl meiner Bilder aus dieser Region.

Bernd: Elena, Du bereist seit vielen Jahren Italien, hast viele Eindrücke sammeln können und diese auf Deinem Blog „Verliebt in Italien“ in wunderbare Texte mit netten Bildern gebracht, dass viele Deiner Leser*innen wahrscheinlich nach der Lektüre am liebsten immer gleich ihre Koffer packen wollen und sofort  verreisen möchten. Noch wissen wir nicht, was uns dieses Jahr wieder an Freiheit in Bezug auf das Reisen bringen wird, aber gehen wir optimistisch in dieses Jahr und hoffen, dass uns diesbezüglich wieder Möglichkeiten offen stehen werden. Friaul ist für mich jedes Jahr ein Fixpunkt im Reisekalender und ich habe bereits sehr viele schöne Seiten dieser Region kennenlernen dürfen und bin noch lange nicht fertig, weil ich immer wieder (nicht zuletzt auch durch Deine Beiträge) neue interessante Plätze entdecke, die ich sehen möchte. Was sind so Deine „fünf Highlights“ von Friaul, die jeder gesehen haben muss, der diese Gegend gar nicht oder nur von der Durchreise her kennt?

 

Elena:

  • Udine – weil es für fast alle Reisenden an der Strecke liegt,
  • Triest – ein gelungener Mix aus Italien, Alt-Österreich und slowenischen Einflüssen,
  • Cividale finde ich total unterschätzt und perfekt für kurze Auszeiten,
  • Val Raccolana mit dem Wasserfall auf der einen und dem Lago del Predil (Raibler See) auf der anderen  Seite,
  • die Weinberge in der Gegend von Cormòns.

 

 

Villa Manin bei Udine
Villa Manin bei Udine
Schloß Miramare bei Triest
Schloß Miramare bei Triest
Teilansicht des Palazzo del Governo (Piazza dell’Unità d’Italia) in Triest
Teilansicht des Palazzo del Governo (Piazza dell’Unità d’Italia) in Triest
in Cormons
in Cormons
Cividale
Cividale
in Cividale
in Cividale

Bernd: Friaul bietet eine enorme Vielfalt. Wenn man einmal in diese Region hineinschnuppern möchte und wenn wir unter den Reisenden zwischen

  • älteren Menschen
  • Menschen, die zu zweit reisen
  • einer Familie mit Kindern

differenzieren, die alle vielleicht für ein paar Stunden einen Stopp einlegen wollen, welche Empfehlung hättest Du jeweils für die einzelnen Gruppen?

 

Elena:

  • Interessant und leicht zu schaffen für Senioren: Venzone, wenn es für einen Spaziergang sein soll und Castello d’Arcano, wenn es ein historisches Bauwerk sein soll, das manchmal zu besichtigen ist.
  • Romanik und Abwechslung für Paare: Pordenone, weil man viele Ausflugsmöglichkeiten hat und das Castello di Buttrio, wenn man alleine für sich die Zeit genießen will.
  • Bei Familien hängt es vom Alter ab: sind die Kinder klein, ganz klar Grado, weil das Wasser sehr weit hinein flach bleibt; wollen die Kinder schon Spaß haben und beschäftigt werden, dann eher Lignano-Sabbiadoro. 

 

Kirche "San Michele" in Venzone
Kirche "San Michele" in Venzone
in Venzone
in Venzone
in Venzone
in Venzone
im Park hinter dem Castello di Buttrio
im Park hinter dem Castello di Buttrio
Locanda al Castello di Buttrio
Locanda al Castello di Buttrio

Bernd: „I borghi più bella d´Italia“ ist ein private Vereinigung in Italien, die kleine, meist mittelalterliche Dörfer fördert. In Friaul tragen aktuell - meinem Wissen nach -  rd. 13 Dörfer aktuell dieses Siegel. Ich besuchte hier u.a. schon Poffabro, Venzone, Sesto al Reghena, die mir allesamt sehr gut gefallen haben, weil hier überall noch ein bißchen die Zeit stillsteht und alte Substanz erhalten bleibt. Was sind so Deine „schönsten Dörfer“, welche(s) würdest Du  empfehlen, ganz oben in eine Besuchsliste zu schreiben und warum?

 

Elena: Ich muss gestehen, dass ich die meisten dieser Dörfer einmal im Jahr besuche, aber zwei davon deutlich öfter: Gradisca d’Isonzo, für einen längeren Spaziergang und Strassoldo, wenn ich nicht so viel Zeit habe. 

 

in Strassoldo
in Strassoldo
Castello di Strassoldo di Sopra
Castello di Strassoldo di Sopra
Castello di Strassoldo di Sopra
Castello di Strassoldo di Sopra

Bernd: Friaul ist ja auch für gutes Essen bekannt, nicht umsonst gibt es zahlreiche kulinarische Reiseführer und „Slow Food“ hat hier auch schon längst in vielen Restaurants Einzug gehalten.  Was wäre so Deine Empfehlung an Reisende, nach welchen Kriterien sollte man Lokale aussuchen, um neben einem guten Essen auch traditionelle, regionale Speisen kennenzulernen?

 

Elena: Gehen wir einmal davon aus, dass in Zeiten wie diesen vielleicht etwas auch auf den Preis geschaut werden muss, dann sind mehrere LKWs am Parkplatz entlang einer Landstraße ein Indiz, dass es gut schmeckt und ausreichend am Teller ist. Lokale, die Speisekarten mit Bildern und/oder in mehreren Sprachen vor dem Eingang präsentieren, besuche ich quasi nie. Ich versuche schon VOR der eigentlichen Essenszeit mit offenen Augen in Ortschaften herumzugehen, denn oft sieht man bei manchen Lokalen mehr Einheimische als bei anderen. Nicht unbedingt am Hauptplatz, sondern eher in abgehenden Seitenstraßen etwas suchen.

 

Bernd: Verrätst Du uns auch Dein Lieblingsessen aus der friulanischen Küche?

 

Elena: Etwas, das fast niemand kennt, ist Tonno in Umido; es sieht aus wie unser Gulasch, wird aber mit Thunfisch zubereitet und mit cremiger Polenta serviert. Bei dem Gericht gerate ich ins Schwärmen – leider wird das nur sehr, sehr selten angeboten. Alternativ kann man mich aber auch mit einem einfachen Frico (Käse-Kartoffel-Fladen) sehr glücklich machen.

 

Bernd: Dein Lieblingswein ?

 

Elena: Ganz klar der Friulano.

 

 

Weinverkostung im Castello di Buttrio
Weinverkostung im Castello di Buttrio

Bernd: Ich glaube jetzt sind auch viele meiner Leser*innen auf den Geschmack gekommen, sich diese Region Italiens einmal näher anzusehen. Diesbezüglich verweise ich auf Deinen Blog mit den zahlreichen Anregungen für Besuche. Gibt es von Deiner Seite eine Empfehlung von Dir für Übernachtungen abseits der „klassischen Hotels“, die wir vor allem an den Badeorten der oberen Adria finden?

 

Elena: Ich finde die Floating Resorts an der Mündung des Tagliamento in Lignano-Riviera eine witzige Idee. Alternativ nenne ich Euch gerne ein tolles Hotel, das ich zwar schon besichtigt habe, aber ich habe dort noch nicht genächtigt; es steht ganz oben auf meiner Liste: Hotel Riviera & Maximilian's kurz vor Trieste. Von der Straße aus ist es eher unscheinbar im Midcentury-Style, aber wenn man hinunter und anschließend hinein geht ist es unglaublich!

 

Bernd: Zum Schluß habe ich noch drei kurze und wahrscheinlich nicht ganz so leicht zu beantwortende Fragen an Dich…: Cividale oder Udine ?

Elena: Udine

 

Bernd: Caorle oder Grado?

Elena: Grado

 

Bernd: Schönster Platz in Triest?

ElenaDie meisten von Euch kennen sicher die Piazza dell’Unità d’Italia und dieser Platz ist auch wirklich schön. Aber ich verrate Euch etwas anderes: Vom Parkhaus San Giusto mit dem Aufzug hinauf zum Castello bzw. zur Kathedrale. Die Aussicht von diesem Platz ist bei gutem Wetter unglaublich! 

  

 

Bernd: Elena, herzlichen Dank für die Unterstützung bei der Gestaltung dieses „Fernweh- oder eigentlich „Nahweh“- (denn Friaul ist ja - zumindest von den südlichen Bundesländern in Österreich aus gesehen - gar nicht weit weg) Beitrages über Friaul-Julisch-Venetien. Ich wünsche Dir heuer wieder ganz viele schöne Besuche in "Deinem" Italien und ich freue mich, wenn ich über Deinen Blog "Verliebt in Italien"  weiterhin an Deinen Eindrücken, die Du bei Deinen Reisen sammelst,  teilhaben und ich mir daraus Inspiration, Ideen und Tipps für meine eigenen Reisen holen kann! 

Bernds persönlicher Lieblingsplatz in Friaul (nahe Moruzzo, ca. 9 km von Udine entfernt)
Bernds persönlicher Lieblingsplatz in Friaul (nahe Moruzzo, ca. 9 km von Udine entfernt)
"unterwegs in Friaul"
"unterwegs in Friaul"
Das Meer von Grado...einmal ein wenig stürmischer...
Das Meer von Grado...einmal ein wenig stürmischer...

Zu guter Letzt: in meinen nächsten Instagram-Stories ist ein Friaul-Schwerpunkt geplant. Mit den kurzen "Stories" ein bißchen in die Region Friaul-Julisch-Venetien eintauchen und ein paar Orte kennenlernen...: 

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Kommentare: 4
  • #1

    Elena (Samstag, 20 Februar 2021 12:30)

    Lieber Bernd,
    Danke für die gut gewählten Fragen. Das hat sogar bei mir ein Gedankenkarussell ausgelöst. Wir alle können es bestimmt kaum erwarten und ich stecke trotz der aktuell nicht erfreulichen Situation schon in Reisevorbereitungen. Ohne fixes Datum, versteht sich, aber eine gute Vorbereitung ist schon das halbe Reiseerlebnis.
    Herzliche Grüße aus Salzburg
    Elena

  • #2

    Volker Krause (Samstag, 20 Februar 2021 15:11)

    Hallo Bernd,
    was für wunderbare Fotos. Eine wohl wunderbare Gegend wunderbar abgelichtet! Da packt einen das Fernweh! Aber ....
    Liebe Grüße Volker

  • #3

    Volker Krause (Samstag, 20 Februar 2021 15:24)

    Ich war so begeistert von den Fotos, dass ich den Text erst nach dem Schreiben gelesen habe. Danke für die wertvollen Infos!
    Mir gefallen die sanften Farben der Fotos besonders. Sind sie analog entstanden oder gibt es eine digitale Einstellung, die einen Filmtypen simuliert?
    Nochmals viele Grüße Volker

  • #4

    Bernd (Samstag, 20 Februar 2021 15:47)

    Hallo Volker, Danke für Dein Feedback! Wenn Du Reisen nach Italien planst, kann ich Dir Elenas Homepage sehr ans Herz legen, es gibt zahlreiche wertvolle Informationen und Erfahrungsberichte dort zu lesen, die man in einem Reiseführer nur schwer bis gar nicht finden wird. Die Bilder sind digital entstanden. Zur Bildbearbeitung: Grundsätzlich bearbeite ich meine Bilder in Lightroom nur sehr wenig, der „analoge Touch“ kommt wahrscheinlich daher, dass ich die Farben ein wenig zurücknehme, wenn es zum Motiv passt eben ein bißchen „entsättige“.