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Zu Gast im Leica Enthusiast Podcast bei Michel Birnbacher und noch ein paar Gedanken über meinen langen Weg zu Leica

Wer Enthusiasmus besitzt, brennt für das, was er oder sie tut. Diese Tugend vereint zahlreiche positive Eigenschaften wie Begeisterung, Leidenschaft, Schwärmerei… so könnte man  "Enthusiasmus" definieren. 

 

Vor kurzem durfte ich im Leica Enthusiast Podcast von Michel Birnbacher zu Gast sein. Ein Podcast, den ich schon seit längerem höre und der sich ganz der Marke Leica und ihrer Faszination verschrieben hat. Michel Birnbacher ist “Leica Enthusiast”, der in seinem Podcast einen bunten Mix an Fotograf*innen interviewt, die in unterschiedlichen Genres der Fotografie tätig sind. Was vereint sie? Sie fotografieren alle mit Leica, wobei der Schwerpunkt sicher bei der Leica M liegt. Es sind einerseits viele bekannte Namen dabei, die bei ihm schon zu Gast waren, aber auch immer wieder Amateure, zu denen ich mich zähle, die sich in ihrer Freizeit mit viel Leidenschaft der Fotografie widmen. 

 

Vor ein paar Tagen fragte mich ein Freund, dem ich erzählte, dass ich bei diesem Podcast dabei sein durfte: "Warum fotografierst Du mit einer Leica? Diese ist doch meist teurer als andere Kameras und macht die wirklich bessere Bilder?" 

 

Nun, diese Frage zu beantworten, ist nicht wirklich einfach. Wie ich in meinem Artikel “Change Management mit der Leica M10” , der im Podcast natürlich Thema war, schon ausgeführt habe, macht es mir einfach jedesmal sehr viel Freude diese Kamera in die Hand zu nehmen und meine Fotos mit der M10 zu gestalten. 

 

Ich fotografiere mittlerweile seit rd. 40 Jahren und hatte in diesen vier Jahrzehnten  Kameras aller bekannten Hersteller in meinem Besitz. Mit 14 Jahren bekam ich meine erste Spiegelreflexkamera, eine Fujica AX1, die ein paar Jahre später von einer AX5 abgelöst worden ist. Die AX5 hatte alle Automatiken, die AX1 neben dem manuellen Modus nur eine Zeitautomatik. In den 90er Jahren wechselte ich zu Nikon, eine F601 war meine damalige SLR und mit dieser Kamera fotografierte ich viele Jahre mit hoher Zufriedenheit. Nikon blieb ich sehr lange treu, waren es von Nikon auch die ersten DSLRs (Nikon D50 und D300s), mit denen ich dann die digitale SLR-Fotografie ausübte. Der guten Ordnung halber muss ich nur hinzufügen, dass meine allererste digitale Kamera die Canon G3 war (2003). Canons waren über längere Zeit immer meine kompakten Zweitkameras (z.B.: G15) , die mich meist bei Ausflügen statt den damals doch größeren und schwereren Spiegelreflexkameras begleiteten.

 

Größe und Gewicht waren dann hauptentscheidend warum ich 2012 zu Olympus wechselte, weil ich auf Reisen einfach ein kompakteres System mit mir haben wollte, aber auf Bildqualität und Wechseloptiken nicht verzichten wollte. Meine absolute Lieblingskamera war dann die PEN-F, eine Kamera, bei der es mir in nachhinein sehr leid tut, dass ich diese verkauft habe. Trotzdem würde ich sie wahrscheinlich heute kaum mehr verwenden, weil nun eben die Leica M10 bei mir Einzug gehalten hat (aber vielleicht rede ich mir das auch nur ein, dass ich sie nicht mehr verwenden würde, weil ich sie jetzt eben nicht mehr besitze...). 

 

2018 reifte der Gedanke in mir, dass meine Fotoausrüstung künftig aus einer Sony DSLM und Leica-M bestehen sollte, weil ich doch nach vielen Überlegungen ins Vollformat wechseln wollte. Eine Überlegung, die mir viel Zeit wegen stundenlanger YouTube-Sessions und dem Lesen von einschlägigen Blogartikeln kostete, weil die Meinungen zu "Vollformat Ja/Nein" so stark divergieren. Schlussendlich kamen dann für mich unter dem Strich mehr “Pros” für einen Wechsel zu Vollformat heraus.  2019 habe ich die gesamte Olympusausrüstung verkauft und mich für die Sony A7rIII entschieden. Dazu habe ich das Sony 24-105/f4 und zwei Voigtländerfestbrennweiten (35/f1.2 und 75/f1.5 ) (diese gleich mit Leica M-Anschluss und Adapter für die Sony) erworben. Dann dauerte es noch ein Jahr bis ich gebraucht eine silberne Leica M10 erstand. 

 

Von allen diesen Kameras, die zu ihrer Zeit für meine Ansprüche absolut gut waren - ich hatte auch mit keiner Kamera über die ganzen Jahre hinweg irgendwelche Probleme - ist es nun doch die Leica, mit der mir das Fotografieren am meisten Spaß macht. Ich denke, dass es auch die Folge einer persönlichen Weiterentwicklung in meiner Fotografie ist, habe ich in den letzten Jahren meine fotografische Reise ganz klar in Richtung “slow photography” gelegt. Mit der PenF hat dieser Weg in diese Richtung eigentlich begonnen, mit der Leica setze ich ihn konsequent und noch gezielter fort, da die Leica auch meine Ausrüstung, die ich immer mit mir habe, deutlich reduziert hat. 

 

Mein Freund fragte mich: "Wenn Du es - bezugnehmend auf  Deine M10 - auf fünf Punkte zusammenfassen müsstest, was macht sie für Dich zu Deiner besonderen Kamera bzw. worin unterscheidet sie sich von den meistern der anderen Kameras?" Nach kurzem Nachdenken, fasste ich es ihm in etwa so kurz zusammen: 

 

  • Jedesmal die Freude zu verspüren, die Kamera in die Hand zu nehmen
  • Alle Einstellungen, die benötigt werden, auf einen Blick zu sehen
  • Dass ich das Menü einer Kamera nicht brauche - ich fotografiere einfach
  • Im Messsucher auch das zu sehen, was sich außerhalb des jeweiligen Bildrahmens befindet
  • Die Erkenntnis gewonnen zu haben, dass Zooms in vielen Situationen der Fotografie  überbewertet sind

 

"Heißt das, Du verkaufst die Sony?" Nein, das heißt es nicht. Wenn ich mit meinem Sohn in einen Tierpark gehe, wenn ich bei einem Geburtstagsfest für Freunde die Fotos für deren Erinnerung an das Fest machen darf, wenn ich in der Landschaftsfotografie das bisschen mehr Flexibilität brauche, ist die Sony weiterhin dabei. Aber - die Leica ist beim Geburtstagsfest dann die Kamera, die ich nach den “offiziellen” Fotos verwende, für die Schnappschüsse, für die stimmungsvollen Bilder, die man eher unbemerkter machen kann. Sie ist die Kamera, die ich mittlerweile auf Urlaubsreisen mitnehme, weil ich auch hier für meine Art der Fotografie kein Zoom mehr brauche. Sie ist der Apparat, die ich für meine Fotoprojekte im Rahmen meiner Streetphotography einsetze, sie ist die Kamera, die ich mitnehme, wenn ich wenig mitnehmen möchte. 

 

Die Leica ist das technische Hilfsmittel, das ich für mein  “bewusstes Fotografieren” optimal einsetzen kann - nach dem Motto: “Bilder machen, nicht schießen” .

 

In meinem dritten Artikel auf diesem Blog (Juni 2017) zitierte ich Dr. Andreas Kaufmann (Aufsichtsratsvorsitzender Leica AG), der in einem Zeitungsinterview gesagt hatte:  "Wir leben in einer Bilderflut. Alle schießen, keiner schaut."

 

In diesem Blogbeitrag vor knapp fünf Jahren befasste ich mich mit dem Thema des “Bildermachens”:  

Die Motivsuche nach "ruhigen" Motiven ist ein spannender Prozess. Zunächst lässt es einen "herunterkommen". Für mich ist das eine Entschleunigung und verschafft mir eine innere Ruhe. Wenn ich diese innere Ruhe bei einer Fototour nicht finde, finde ich auch meist nur wenig bis keine Motive. Es heißt die Augen offen zu halten, wachsam zu sein und auf Dinge zu achten, die einem nicht immer sofort ins Auge springen. Man lässt sich auf die Umgebung, in der man sich gerade befindet, voll und ganz ein. Ein mögliches Motiv von bzw. aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten - die Konzentration darauf - hat für mich fast etwas Meditatives. Das Foto wird "gemacht" und nicht "geschossen". 

 

Diesen Weg in der Fotografie habe ich vor ein paar Jahren für mich entdeckt. Heute bin ich schon ein gutes Stück weitergekommen, aber für mich noch lange nicht dort, wo ich mit meinen Bildern hin möchte. Ich bin überzeugt, dass das Leica M-System - aktuell mit der M10 - mir auf dieser, meiner fotografischen Reise eine sehr gute Unterstützung ist. 

 

Zum Schluss möchte ich nochmals auf den "Enthusiasmus" zurückkommen. Ein Enthusiast besitzt leidenschaftlichen Eifer und in der Regel hohes Interesse an einem speziellen Thema. Ein "Enthusiast" steckt mit seinem Engagement oft seine Mitmenschen an. Das trifft auf Michel Birnbacher und den Interviewpartner*innen in seinem Leica Enthusiast Podcast in hohem Maße zu.  Ich habe mich sehr gefreut, dass ich als Gast in diesem Podcast Teil dieser enthusiastischen Gruppe sein durfte.

 

P.S.: Das heutige Titelbild stammt vom Instagram Feed v. Michel Birnbacher und tieferstehend geht es direkt zum Podcast:

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernhard (Donnerstag, 17 März 2022 18:20)

    Eine Leica, ob Kamera oder Objektiv wird wohl immer mein Traum sein.

    LG Bernhard